Der Darmstädter Klimaschutzplan ist eine grüne Mogelpackung

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Nach zwei Wochen Recherche, Rückfragen bei Wissenschaftler*innen und dem Durchwühlen von Standards und Gesetzestexten stand für mich fest: der Darmstädter Klimaschutzplan ist eine grüne Mogelpackung. Mit ihm wird Darmstadt nicht klimaneutral. Warum? Weil die Bilanzen geschönt, sowie falsche und wissenschaftlich veraltete Annahmen getroffen wurden.

Meine Hauptkritikpunkte sind wie folgt:

  1. Der Klimaplan vermittelt den Eindruck, dass das 1,5 Grad-Ziel noch zu schaffen sei – und schon alles gut werde. Das sehe nicht nur ich anders – auch die UN warnt zum wiederholten Male, dass selbst wenn die Zusagen aller Staaten zu 100% umgesetzt werden, wir bei 2.5 Grad landen werden. Aufgrund von Kippelementen wird sich die Klimaerhitzung dann jedoch verselbstständigen und die schlimmsten Szenarien eintreffen. Darüber muss in einem Klimaschutzplan informiert werden – denn wenn wir nicht über die schlimmsten Auswirkungen reden, dann reden wir auch ganz anders (weniger konsequent) über Maßnahmen.
  2. Die Treibhausgasbilanz entspricht nicht dem Standard für Kommunale Klimabilanzen. Warum? Weil die Stadt so tut, als würde ein Teil des Stroms und Erdgases so klimafreundlich (oder noch besser) wie Energie aus Sonnenkollektoren. Das kann man sich auf dem Papier so schönrechnen – dem Klima und in Konsequenz uns ist damit jedoch nicht geholfen.
  3. Im Klimaschutzplan wird klimaschädliches Erdgas teilweise als “Ökogas” bezeichnet, und damit suggeriert, es wäre ökologisch. Die Zauberformel dafür sind Zertifikate für Waldschutzprojekte auf der anderen Seite der Welt; deren Wirkung schlecht nachgeprüft werden kann und sehr umstritten ist. “Ökogas” wird im Klimaschutzplan zwar als Brückentechnologie bezeichnet, im Jahr 2035 wird laut Plan dennoch mehr “Ökogas” verbraucht als aktuell. Es wird demnach im Plan nicht als Brückentechnologie verwendet, sondern vermehrt genutzt.
  4. Auch beim Strom wird in der Bilanz getrickst. So wird zum Beispiel Wasserkraft angerechnet – wir haben jedoch keine (nennenswerten) Wasserkraftwerke in Darmstadt. Dadurch, dass anscheinend Wasserkraftwerke anderer Kommunen angerechnet werden, könnte deren klimafreundliche Wirkung dadurch, dass die anderen Kommunen sie (zu Recht) auch anrechnen, doppelt in Bilanzen auftauchen. Das sieht erneut auf dem Papier gut aus, in der Realität sind die Emissionen aber höher.
  5. Die Verfügbaren Restemissionen (nach allen Einsparungen) werden in einer Form angegeben, die das Wachstum der Stadt nicht berücksichtigt und die deswegen wissenschaftlich nicht gewünscht ist (pro Kopf) – und sind allgemein viel zu hoch. Es werden hierfür Werte einer veralteten Quelle zu Rate gezogen.

Kurzum: mit diesem Klimaschutzplan wird Darmstadt nicht klimaneutral, weil die Bilanz geschönt wurde. Deswegen wurden nicht ausreichende Maßnahmen identifiziert – was uns dann auf dem Papier vielleicht klimaneutral macht, in der Realität aber nicht. Schlimmer noch: dadurch, dass fossiles und klimaschädliches Erdgas durch die Stadt abermals als “Öko” bezeichnet wurde, wird die Öffentlichkeit darüber verklärt – Erdgas als zu positiv dargestellt. Und so überrascht es vielleicht nicht, dass die Entega am Tag, an dem in der Stadtverordnetenversammlung der Klimaschutzplan beschlossen wurde, ein neues Gebäude ans Erdgasnetz angeschlossen wurde, anstatt Erneuerbare Energien zu nutzen….

Berichtet wurde über die grundsätzliche Kritik im Darmstädter Echo und in der Frankfurter Rundschau, allerdings nur in kurzer Form. In Langform, mit vielen Quellen und Referenzen, kann die Kritik hier auch nochmal nachgelesen werden: https://spd-darmstadt.de/klimaplan/. Die dazugehörige Pressemitteilung findet sich hier.

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