Hand in Hand: wir sind die Brandmauer

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Heute fanden in der ganzen Republik Demonstrationen mit dem Motto: “Hand in Hand – Wir sind die Brandmauer” statt. Für Darmstadt hatten wir mit dem Bündnis gegen Rechts eine Demo organisiert, zu der 5.000 Menschen den Friedensplatz gefüllt haben – und ich durfte die Einführungsrede halten (danke für das zweite Foto an @darmstadt_memes!).

Im Weiteren Verlauf der Demo gab es an der Arkade der Grundrechte Reden von der Initiative Seebrücke (unter anderem zum Thema Beschneidung des Asylrechts), dem kurdischen Verein NavDem (Anerkennung des Völkermordes an den Yezid*innen, um sie danach unverändert abzuschieben), vor dem CDU Parteihaus von der Interventionistischen Linken (Kritik an Übernahme von Worten und Forderungen durch die “Gesellschaftliche Mitte”), sowie den Jusos Darmstadt und Darmstadt-Dieburg und zurück auf dem Friedensplatz vom DGB (Faschismus im Betrieb und Betriebsrat). Denn alles auf die AfD zu schieben – damit würden wir es uns als Gesellschaft zu einfach machen.

Die Zeitplanung war etwas unglücklich – kollidierte mit dem Lilien-Spiel – am Ende waren wir nach Aussagen der Polizei noch 3.000 Menschen zurück am Friedensplatz. Die Frankfurter Rundschau und das Echo berichteten.

Julie Henriette Delp. An einem Freitag von Nationalsozialisten ermordet, weil ihr Familienstammbaum nicht ihren Vorstellungen entsprach.

Konrad Jakobi wurde in eine so genannte Heilanstalt eingewiesen. Dort wurde er an einem Mittwoch von den Faschisten umgebracht, weil seine Liebe nicht ihren Vorstellungen entsprach.

Rosa und Josef Ehrenfeld. An einem Freitag von den Faschisten deportiert, weil ihre Herkunft nicht ihren Vorstellungen entsprach. Ihr Schicksal ist unbekannt.

Jeder einzelne von Ihnen war ein Mensch wie ihr und ich. Hatte Eltern, Hobbies, Geschichten zu erzählen, war verknallt in den Sitznachbar oder die Sitznachbarin. Aber das war den Faschisten egal. Sie sehen nur die Unterschiede. Und sie hassen sie. Dabei sind das schöne am Menschsein doch eben gerade diese Unterschiede. Diese Unterschiede, sie machen uns aus, uns interessant!

Liebe Darmstädter*innen und Menschen von darüber hinaus,

Mein Name ist Phil Lehmann und ich begrüße Euch hier für das Bündnis gegen Rechts.

Danke, dass ihr mit uns ein Zeichen setzt, gegen rechten Hass und rechte Hetze!

Gemeinsam sind wir die Brandmauer gegen die Faschisten mit Deportationsfantasien! Gegen den Rechtsruck, gegen die AfD und ihre Wegbereiter*innen! Gegen die Normalisierung von Rassismus, Hass, Hetze und andere rechte Lügen!

Und wir sind nicht alleine. Seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche über diese Deportationsfantasienüber rechtsextreme Netzwerk und Geldgeber sind auf über 800 Demonstrationen in der ganzen Republik weit über 2 Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Viele das erste Mal.

Denn unsere Demokratie ist in Gefahr!

Durch die Menschen, die von einer tausendjährigen Zukunft von Deutschland fabulieren und auch vor anderen Nationalsozialistischen Kampfbegriffen nicht zurückschrecken.

Die Menschen, die sich eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad wünschen und das Holocaust-Denkmal in Berlin aus den absolut falschen Gründen als Denkmal der Schande bezeichnen. 

Die Menschen, die „solche Menschen“ wie uns, die Haltung zeigen, an die Wand stellen wollen und „entsorgen“.

Das zeigt: Die AfD ist eine Nazi-Partei. Ob blau, ob braun, sie sehnen sich 1933 herbei. Und natürlich treffen sie sich, wie jetzt bekannt wurde, mit anderen Rechtsextremen, nicht nur das eine Mal in Potsdam. Und wenn wir an Hanau und andere rechte Mordserien denken – sie schaffen den hässlichen Nährboden dafür.

Die faschistischen Rattenfänger von der AfD und ihren Wegbereiter*innen.

Das, was ich eben zitiert habe, wurde von AfDlern zwischen 2015 und 2019 gesagt. Einer von Ihnen ist mittlerweile AfD-Ehrenvorsitzender, der andere hat keine schlechten Chancen, im September Ministerpräsident von Thüringen zu sein.

Das müssen wir verhindern, denn wir sind die Brandmauer!

Wer jetzt noch die AfD verharmlost, sagt „übertreib mal nicht“, „die sind schon nicht so schlimm“, „wer die mit Faschismus gleichsetzt, verharmlost echten Faschismus“, was durfte ich mir all die Jahre anhören – der unterstützt die AfD, ihre Deportationspläne und ihre Nazi-Ideologie. Von all denen, die selbst in dieser Nazi-Partei sind, mal ganz zu schweigen.

Vor eineinhalb Wochen haben viele, die heute hier sind, bereits ein starkes Zeichen gegen den Rechtsruck auf dem Karolinenplatz gesetzt. Heute aber wollen wir laut und stark durch die Innenstadt ziehen und ein für alle Mal klar machen: wir lassen uns nicht spalten! Wir lassen uns nicht aufteilen, in Menschen, die ins widerwärtige Weltbild der Faschisten passen – und die, die es nicht tun. Darmstadt ist bunt, alte und neue Nazis treffen hier auf Widerstand.

No pasarán!

Lasst uns „Hand in Hand“ genau das heute demonstrieren. Und die Demos in der ganzen Republik zeigen, dass die Rechtsextremen nicht die schweigende Mehrheit vertreten, wie sie immer behaupten. Protest von der Straße wirkt.

Correctiv hat gestern geschrieben: „Das gemeinsame Aufstehen für die Demokratie schaffe ein Wir-Gefühl, auch bei Menschen, die sich zuvor politisch heimatlos gefühlt haben.“.

Deswegen trete ich mit zwei Bitten an Euch, bevor wir gleich loslaufen: Engagiert Euch! Tretet ein für die schwächsten der Gesellschaft! Tretet ein für die Benachteiligten, für die, die nicht so viel haben. Tretet ein für die, die vor Krieg und Leid flüchten mussten und gegen die gehetzt wird. Nicht nur heute, oder am nächsten Stammtisch, organisiert Euch in Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Parteien! Schaut gerne auf die Homepage vom Bündnis gegen rechts – dort findet ihr unsere Mitgliedsorganisationen.

Und dort findet ihr auch eine Möglichkeit, zu spenden und unsere Arbeit zu unterstützen.

www.bgr-darmstadt.de

Manche von Euch sind ja heute das erste Mal auf einer Laufdemo. Wir starten gleich hier in Richtung Mathildenplatz. Unsere Route dauert ca. 30 Minuten, plus 2 Zwischenstopps mit Reden. Danach kommen wir zum Friedensplatz zurück. Die Polizei sperrt für uns Kreuzungen ab, das heißt, wir gehen auch über rote Ampeln. Bleibt zusammen, lasst möglichst keine großen Lücken. Und seid laut – wir sind kein Trauermarsch, wir stehen hier ein für Freiheit, Solidarität und eine gerechte Gesellschaft – für alle!

Los geht’s! Alle Zusammen gegen den Faschismus!

Hier ein paar Bilder und ein Video vom Ende der Rede.

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