Erinnern heißt verändern.

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Unter diesem Motto brachten heute wieder tausende Menschen in Hanau ihre Trauer und ihren Wut auf die Straße.

Ihre Trauer, über die in Hanau Ermordeten. Über Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.

Auf dem Marktplatz gesprochen haben auch der Vater von Kevin Schwarze, welcher am 9. Oktober mit Jana Lange von einem rechtsextremen Terroristen in Halle ermordet wurde, sowie die Hinterbliebenen des rechtsextremen Terroranschlags vom 22. Juli 2016 in München, bei dem Armela, Sabina, Sevda, Can, Janos, Chousein, Dijamant und Guiliano-Josef ermordet wurden.

Und dennoch wurde von Einzelfällen gesprochen. Der Demo-Zug in Richtung Marktplatz skandierte als Antwort auf diesen Mythos lautstark “So, so, so viele Einzelfälle!”. So viele Schicksale, es war schwierig den Verbliebenden zuzuhören. Unbegreiflich, wie sich das alles für sie anfühlen muss.

Und die Wut? Immer wieder wurde auch in Richtung Polizei und Politik skandiert “Wo, wo, wo wart ihr in Hanau?”. Der Vater von Vili-Viorel Păun schilderte, wie sein Sohn sich im Auto den Täter in den Weg gestellt hatte und vergeblich mehrmals den Notruf angerufen hatte – wo niemand dran ging. Später wurde er im Auto vom Täter erschossen. Die Probleme mit dem Notruf waren der Polizei seit 2003 (!) bekannt.

Konsequenzen für diese und viele weitere Verfehlungen (Notausgang, Waffenbesitz des Täters, SEK-Beamten aus Hanau in rechtsextremen Chatgruppen, Umgang mit den Familien, …)? Für sachdienliche Hinweise wären die Familien dankbar. Ganz im Gegenteil zeigen sie auf, dass der zuständige Polizeipräsident von Südosthessen später noch befördert wurde (siehe auch https://kein-abschlussbericht.org).

Dieses Jahr wurden wieder Schilder mit hunderten Namen verteilt – der Menschen, die seit 1990 in der Bundesrepublik Opfer rechter Gewalt wurden. Unter ihnen auch Ali Bayram, welcher am 18. Februar 94 in Darmstadt erschossen wurde. An ihn wird morgen um 18 Uhr im Justus-Liebig-Haus erinnert.

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