Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

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Nachdem in der Centralstation vor ca. 300 Gästen Schüler:innen mehrere Schulen ihre Projekte zur Erinnerungskultur vorstellen durften und Jochen Partsch diese gebührend in Kontext gesetzt hatte, durfte ich die Erinnerungsarbeit des Rings politischer Jugend vorstellen und so für die Adoption von Stolpersteinen werben. Im Nachgang waren wir Stolpersteine putzen.

Julie Henriette Delp. An einem Freitag von Nationalsozialisten ermordet, weil ihr Familienstammbaum nicht ihren Vorstellungen entsprach.

Konrad Jakobi wurde in eine so genannte Heilanstalt eingewiesen. Dort wurde er an einem Mittwoch von den Faschisten umgebracht, weil seine Liebe nicht ihren Vorstellungen entsprach.

Rosa und Josef Ehrenfeld. An einem Freitag von den Faschisten deportiert, weil ihre Herkunft nicht ihren Vorstellungen entsprach. Ihr Schicksal ist unbekannt.

Jeder einzelne von Ihnen war ein Mensch wie ihr und ich. Hatte Eltern, Hobbies, Geschichten zu erzählen, war verknallt in den Sitznachbar oder die Sitznachbarin. Aber das war den Faschisten egal. Sie sehen nur die Unterschiede. Und sie hassen sie. Dabei ist das schöne am Menschsein doch eben gerade diese Unterschiede, die machen uns aus, uns interessant.

Bis zur Aufdeckung der Gräueltaten des NSU, vielleicht sogar bis RP Walter Lübcke, bis Halle, dachten einige, die Zeiten mordend durchs Land ziehender Faschisten seien überwunden. Das ist nicht der Fall.

Menschen, die stolz sein wollen auf diese Leistung deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen. 

Menschen, die sich eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad wünschen, das Holocaust-Denkmal in Berlin aus den absolut falschen Gründen als Denkmal der Schande bezeichnen. 

Menschen, die von einer tausendjährigen Zukunft von Deutschland fabulieren und auch vor anderen Nationalsozialisten Kampfbegriffen nicht zurückschrecken.

Sie sitzen heute wieder im Zentrum der Macht. 

Auch in meiner Geburtsstadt Cottbus stellten Sie nach der Wahl die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung.

Sie haben das, was 75 Jahre nicht sagbar war, wieder sagbar gemacht. Das, was nicht machbar war, wieder machbar gemacht.

Wir dürfen die Schandtaten des Nationalsozialismus nicht vergessen.

Unter dem Motto „Steine gegen das Vergessen“ hat der Künstler Gunter Demnig mit Unterstützern in Ganz Europa so genannte Stolpersteine verlegt. Mit Namen und Schicksal der Opfer der Shoa als Inschrift. 340 solcher Stolpersteine liegen in Darmstadt.

Wenn sie nicht gereinigt werden, färben sie sich jedoch… braun. Die Inschrift wird schwer lesbar. Das Vergessen setzt ein.

Guten Morgen, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Darmstädterinnen und Darmstädter,

Mein Name ist Philipp Lehmann. Ich spreche heute hier für den Ring politischer Jugend, in dem die Jungen Liberalen, die Junge Union, die Grüne Jugend und die Jungsozialisten in der SPD organisiert sind.

In der Vergangenheit haben wir vor allem Podiumsdiskussionen an Schulen durchgeführt. Wir kommen gerne auch an Eure Schule, kommt einfach hier zum Banner.

Weil das Vergessen für uns nicht akzeptabel ist, haben wir uns letztes Jahr als ersten Schritt entschieden, uns in die Reihe der Schulen und Vereine und Menschen einzureihen, die ehrenamtlich in Darmstadt seit Jahren Stolpersteine putzen und 92 der 340 hier verlegten Stolpersteine zu adoptieren. Diese regelmäßig zu putzen und davon umrahmt den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken.

Können wir damit Hass und hetze aus der Welt schaffen? Mit Sicherheit nicht! Aber wir können unseren kleinen Teil dazu beitragen. 

Und wir rufen Euch auf, es ihnen und uns gleichzutun. Wer Interesse daran hat, dort sitzt die wunderbare Frau Rützel vom AK Stolpersteine.

Geht auf sie zu. Adoptiert ein, zwei Steine. Dafür braucht ihr glaube ich noch nicht mal Eure Eltern fragen. Das macht wirklich nicht viel Arbeit. Redet mit euren Freunden, eurer Familie drüber.

Engagiert Euch.

Tretet ein für die schwächsten der Gesellschaft.

Tretet ein für die Benachteiligten.

Tretet ein für die, die nicht so viel haben.

Tretet ein für die, die vor Krieg und Leid flüchten mussten und sogar ihr Land verloren haben.

Tretet ein, für die Unterschiede, für das bunte in unserem Leben. Denn das, liebe Freundinnen und Freunde, macht uns aus.

Das ist Menschlichkeit.

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